Mitten im Gewerbegebiet an der Herner Straße finden sich das rote Fachwerkhaus und der grüne Garten des Künstlers Jan Bormann. Er bewohnt das Haus mit seiner Frau Erika A. Schäfer seit 1977. Der Garten spiegelt die schaffende Tätigkeit und das Wesen des Künstlers wieder. Jan Bormann ist ein Castrop-Rauxeler Künstler, der viele Werke im öffentlichen Raum geschaffen hat, zum Beispiel die Sonnenuhr auf der Halde Schwerin.
Als er und seine Frau das Haus bezogen, sah hier noch alles anders aus. Jan Bormann zeigt uns Bilder von damals: „Hier stand noch nichts. Da war nur ein bisschen Gras und ein paar alte Obstbäume". Von der einstigen Tristesse ist heute nichts mehr zu spüren. Bäume, Sträucher, Blumen, Pflanzen und natürlich Skulpturen des Künstlers prägen den Garten.
Jede Pflanze und jeder Baum wird hier mit Bedacht und einem Hintergedanken gepflanzt. Der eine Baum spendet Schatten, der nächste dient als Rückzugsmöglichkeit für Vögel und einige sollen den Garten vor den Blicken anderer schützen.
Pflanzen werden genau darauf abgestimmt, wann sie blühen. In Jan Bormanns Garten gibt es so kaum einen Monat, in dem sich nicht eine Pflanze durch Farbenpracht oder frühes Grün hervortut.
Ein Blickfang dazwischen sind die Skulpturen des Künstlers. Sie stehen mitten auf der Wiese oder manchmal versteckter zwischen den Sträuchern. „Ich schaffe vor allem Kunst im öffentlichen Raum. Das bedeutet: Der Raum gibt mir das Thema, die Maße und die Gegebenheiten vor. In meinem Garten kann ich für mich schaffen. Hier bin ich ganz frei", erklärt Jan Bormann.
Der Einfallsreichtum des Künstlers in seinem Garten hat keine Grenzen. Vor 30 Jahren betrachtete er einen seiner Bäume, dessen Äste ihn an die Fassung eines Diamanten erinnerten. Er setzte, statt eines Diamanten, eine Steinkugel in den Baum. Das war vor 30 Jahren. Seitdem kommt der Baum mit der Kugel gut zurecht", so Jan Bormann schmunzelnd.
Eine weitere Arbeit, die ins Auge fällt, stellt eines Vogel dar. Es handelt sich um eine Pfauenschwanztaube, die einst eine Prüfungsarbeit im Studium des Künstlers war. Er wollte das Thema „Taube" von allen bekannten Bedeutungen (Friedenstaube, Heiliger Geist, Brieftaube) loslösen.
Der Garten hat im laufe der Zeit verschiedenen Phasen durchlebt und wurde unterschiedlich genutzt. Eine alte, verwachsene Sitzecke, so erzählt Bormann, habe er nach Ausstellungen und zu besonderen Anlässen früher oft genutzt, um mit vielen Leuten dort zu sitzen. Jetzt, nach vielen Jahren, möchte er sie wieder herrichten.
Auch wenn der Garten von geraden Linien und abgetrennten Beeten dominiert wird, lässt Jan Bormann seinem Garten auch Freiraum. Es gibt Pflanzen wie die wilden Erdbeeren, die er durch den Garten wandern lässt. Er versucht, das vermeintliche Chaos der Natur in einen groben Rahmen zu fügen, den er dem Garten gegeben hat.
Die Faszination Jan Bormanns für Lappland hat sich schon in vielen seiner Werke gespiegelt. In seinem Garten beherbergt er einen Stein, der als „Blumentopf" für eine lappländische Moos-Landschaft dient. In diesem Beet gibt es sogar einige fleischfressende Pflanzen.
Sein Garten ist für Jan Bormann sowohl Rückzugsort als auch Inspiration. „Ich bin immer wieder beeindruckt von der Kraft und dem Einfallsreichtum der Natur. Sie findet immer einen Weg und macht nie Pause", erklärt der Castrop-Rauxeler. Ruhelos wie der Künstler, der nicht an Ruhestand denkt.
August 07, 2020 at 12:30AM
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Zwischen Chaos und Ordnung: Im Garten eines Castrop-Rauxeler Künstlers - Ruhr Nachrichten
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